Altenhilfe-Barometer sieht "eisige Stimmung" in der Pflege
Die Stimmung der Entscheider in der Altershilfe hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die rund 480 Teilnehmer am Altenhilfe-Barometer 2023 blicken pessimistischer in die Zukunft als je zuvor. Die Branchenumfrage wurde vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen Curacon durchgeführt. Die Personalnot sei für die Branche zwar die größte Herausforderung, doch längst nicht die einzige. Einzelkämpfer sehen die Experten als Auslaufmodell
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Zuletzt hatte Curacon die Stimmung in der Altenhilfe 2021 abgefragt. Damals stand noch die Bewältigung der Corona-Pandemie im Mittelpunkt. Die ist nun vorbei, doch die Stimmung in der Pflegewirtschaft keineswegs optimistischer, im Gegenteil.
Jeder Fünfte sieht seine Existenz bedroht
Mehr als 60 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sich im Jahr 2022 das Jahresergebnis und die Liquidität schlechter als geplant entwickelt haben. Auch für dieses Jahr erwarten die Befragten Einrichtungen mehrheitlich keine Besserung. 45 Prozent gehen von einer sich weiter verschlechternden wirtschaftliche Situation aus, 20 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Nur 14 Prozent gehen davon aus, dass die Preissteigerungen im Rahmen der Vergütungsverhandlungen mit den Kostenträgern vollständig refinanzierbar sind.
Die Teilnehmer sind sich einig (97%), dass das Thema Personal die größte Herausforderung darstellt. Knapp 95 Prozent der Entscheider gehen davon aus, dass der Personalmangel zwangsläufig zu Leistungseinschränkungen führt und einen Ab- oder Umbau der Versorgungsstrukturen unumgänglich macht.
Drei Viertel der Befragten glauben nicht, dass das neue Personalbemessungsverfahren (PeBeM)
die qualitativen und quantitativen Anforderungen in der stationären Pflege verbessern wird. Zwei Drittel befürchten allerdings, dass die Einführung des PeBeM zu weiteren erheblichen Kostensteigerungen für Pflegebedürftige führen könnte.
Stand-alone-Einrichtungen sind ein Auslaufmodell
Die Autoren des Altenhilfe-Barometers sehen die Pflege trotz aller Herausforderungen als Wachstumsmarkt. Die Einrichtungen seien aber damit beschäftigt, ihre Situation zu stabilisieren. Eine Lösung sehen die Curacon-Experten in der Diversifikation des Geschäftsmodells statt der Ein-Produkt-Strategie. Auch das Betreiben nur einer Einrichtung, die sogenannte Stand-alone-Strategie, halten sie in dem stark fragmentierten Markt für ein Auslaufmodell. Kooperationen und Verbundbildung könnten dem Management helfen, Synergien zu heben und die wachsenden Anforderungen zu bewältigen
Curacon erstellt das Altenhilfe-Barometer seit 2016. Die komplette 40-seitige Studie kann kostenlos bestellt werden. Die bundesweit aktive Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft hat sich auf die Gesundheits- und Sozialwirtschaft spezialisiert. 450 Mitarbeiter betreuen rund 2.500 Mandanten.
Thomas Hartung