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24. September 2025 | 07:00 Uhr
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Ambulante Pflege bei Fachkräften zunehmend beliebter

Arbeiten im Krankenhäuser ist cool, im Pflegedienst dagegen eher langweilig. So haben lange Zeit  viele Pflegekräfte über die ambulante Pflege gedacht. Doch das scheint sich zu ändern. Zumindest in Niedersachsen sind 2024 mehr Pflegekräfte aus Krankenhäusern in Pflegedienste gewechselt als umgekehrt. Aber auch Leitungen und Inhaber von Pflegediensten bestätigen: Immer mehr Fachkräfte entdecken die Vorteile der ambulanten Pflege. 

Das eigenverantwortliche und fokussierte Arbeiten lockt Fachkräfte in die ambulante Pflege        

Eine Pflegefachkraft, die viele Jahre auf einer Intensivstation der Charité gearbeitet hat, ist nun beim Pflegedienst Meißner & Walter in Berlin-Biesdorf beschäftigt. "Bei uns ist sie zwar fachlich nicht mehr so stark gefordert wie vorher, aber sie sagt, sie sei jetzt viel entspannter", erzählt Thomas Meißner. Der Pflegedienstinhaber, der auch im Vorstand des Anbieterverbands qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG) sitzt, glaubt, dass es auch der ganzheitliche Ansatz der ambulanten Pflege ist, der Pflegekräfte lockt: "Sie haben zwar auch wenig Zeit, aber die Zeit, die sie da sind, sind sie auch wirklich bei ihm und werden nicht durch tausend andere Dinge abgelenkt. So  gesehen ist die ambulante Pflege sehr sinnstiftend." 

Inzwischen gibt es sogar Zahlen – wenn bisher auch nur aus einem Bundesland –, die Meißners Einschätzung stützen: Im kürzlich erschienenen Landespflegebericht 2024 von Niedersachsen ist erstmals auch zu erfahren, wie viele Pflegefachkräfte aus welchen Bereichen wohin gewechselt sind. Dabei zeigt sich, dass 2023 aus dem Krankenhaus 468 Pflegefachkräfte in einen ambulanten Pflegedienst abgewandert sind, die Kliniken aber nur 370 Mitarbeiter aus den ambulanten Pflegediensten anwerben konnten. Für die stationäre Altenpflege sieht die Bilanz trüber aus: 652 Pflegende konnten aus den Heimen für die Arbeit im Krankenhaus angeworben werden, weniger, nur 555 Pflegefachkräfte, wanderten aus den Krankenhäuser in die stationäre Altenpflege ab.

Geholfen hat in jedem Fall auch das Tariftreuegesetz 

Der Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest diskutierte diesen Befund Anfang September auf dem Pflegetag Niedersachsen und kam zu einem ähnlichen Ergebnis wie Meißner: Als naheliegende Gründe für die Abwanderung von Pflegefachkräften aus dem Krankenhaus in die ambulanten Pflege nannten die Besucher beispielweise "die Möglichkeit, sich konsequent auf Tätigkeiten zu fokussieren, die der eigenen Qualifikation entsprechen, anstatt fachfremde Aufgaben übernehmen zu müssen". Weitere Erklärungen: die weitgehend eigenverantwortliche Arbeiten von der Tourenplanung bis zur Versorgung, die Möglichkeit, ohne "Patientenklingel im Nacken" im Eins-zu-eins-Kontakt arbeiten zu können – und nicht zuletzt: die große Wertschätzung von den Klienten.

Geholfen hat in jedem Fall auch das Tariftreuegesetz: Lange Zeit waren die Gehälter in der ambulanten Pflege für Frauen, die den Lebensunterhalt in der Familie mit bestreiten müssen, inakzeptabel. Eine Pflegefachkraft aus Bremen, die 2015 kurzfristig in die ambulante Pflege wechselte, berichtet von einem Stundenlohn zwischen acht und neun Euro. Doch die Zeiten sind vorbei, heute erhalten schon die Helfer in seinem Pflegedienst um die 17 Euro die Stunde, sagt Meißner. Die Fachkraft aus der Charité verdient jetzt zwar ein paar hundert Euro weniger als zuvor, weil Wechselschicht- und Intensivzulagen wegfallen. Doch das ist es ihr wert.                      

Kirsten Gaede

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