Ruhrgebietskonferenz sieht ambulante Pflege vor Pleitewelle
Die Initiative Ruhrgebietskonferenz Pflege warnt vor einer Insolvenzwelle bei ambulanten Diensten. Die Kosten würden rasant steigen, doch die Vergütungen durch die Kassen reichten nicht aus, um dies auszugleichen. Die Folge sind Schließungen. "Allein im Ennepe-Ruhr-Kreis sollen in diesem Jahr sieben ambulante Dienste vom Markt gegangen sein", berichtet Roland Weigel (Foto), Koordinator der Ruhrgebietskonferenz Pflege. Verantwortlich für die Misere sei die Politik.
Steigende Kosten, die über die ausgehandelten Vergütungen mit den Kranken- und Pflegekassen nicht refinanziert würden, sieht die Ruhrgebietskonferenz Pflege als Hauptursache für das Aus der Dienste. Thomas Eisenreich vom bundesweit tätigen Betreuungsdienstleister Home-Instead und gleichzeitig Sprecher der Initiative, sagt: "Wir sind gesetzlich verpflichtet, bis zu 30 Prozent höhere Löhne zu zahlen, dann muss aber klar sein, dass die Kostenträger diese Lohnsteigerungen in Vergütungsverhandlungen auch akzeptieren."
Home-Instead streite sich aktuell in über 50 Verfahren in NRW mit den Kassen, um die Mehrkosten refinanziert zu bekommen. Kleine und mittlere Pflegedienste seien dazu überhaupt nicht in der Lage, so Eisenreich. Er befürchtet, dass diese im nächsten Jahr reihenweise in die Insolvenz gehen. "Nur wissen diese bisher noch gar nicht, dass sie die unzureichende Refinanzierung in den Ruin führt", meint der Pflegemanager.
Martin Behmenburg vom ambulanten Dienst Pflege-Behmenburg in Mülheim an der Ruhr hat gerade einen zehnprozentigen Zuschlag für die Leistungen der Pflegeversicherung verhandelt. "Das reicht aber hinten und vorne nicht aus, weil wir auch noch Leistungen der Krankenversicherung zu erbringen haben. Da sind die Sätze aber nur um 4,5 Prozent gestiegen", so Behmenburg. Gleichzeitig müsse die Pflege Lohnkostensteigerungen von 20 und mehr Prozent umsetzen. Das könne kein Unternehmen lange durchhalten.
Politik ist Schuld und in der Pflicht
Ein umfassendes und langjähriges Politikversagen macht die Ruhrgebietskonferenz Pflege als Ursache für das Dilemma aus. Außer der regelmäßigen Ankündigung von Reformen sei nichts passiert. "Wir fordern schon lange eine umfassende Pflegereform, mit der die Finanzierung für alle Akteure auf verlässliche Füße gestellt wird, damit Pflege bezahlbar bleibt und trotzdem gut bezahlt werden kann", bringt Ulrich Christofczik, Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Duisburg, die Kritik auf den Punkt.