Experten sehen Optimierungsbedarf bei Live-in-Kräften
Schätzungen zufolge arbeiten bis zu 600.000 meist osteuropäische Live-in-Kräfte in deutschen Haushalten, bieten rund um die Uhr Pflege an und entlasten dadurch Angehörige. Dies aber geschieht oft unter prekären Bedingungen. Während einige Experten und Politiker die Abschaffung fordern, sehen andere eine Notwendigkeit, das Modell durch Schulungen und bessere Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Besonders bei der Betreuung demenzkranker Menschen stehen Live-in-Kräfte vor Herausforderungen, wie die Oldenburger Versorgungsforscherin Milena von Kutzleben in einem gemeinsamen Interview mit Medizinethiker Mark Schweda in der Apotheken Umschau angibt. Neben der medizinischen Versorgung erwarteten viele Angehörige auch eine emotionale Bindung, was die Grenzen zwischen professioneller und familiärer Rolle verschwimmen lasse. Die hohen Erwartungen an die Pflegekräfte stünden dabei oft im Kontrast zu geringer Bezahlung und langen Arbeitszeiten.
Durch Schwarzbeschäftigung fehlt Qualitätssicherung
Da viele Live-in-Kräfte über Agenturen vermittelt oder schwarz beschäftigt werden, gibt es laut Schweda keine offizielle Qualitätssicherung. Während einige Fachleute das Modell abschaffen wollen – vor allem wegen der Profitorientierung von Vermittlungsfirmen –, fordern andere wie Milena von Kutzleben eine Verbesserung durch Ausbildung, Sprachkurse und Arbeitszeitregelungen. Ein Kompromiss könnte eine Live-out-Variante sein, bei der Kommunen Wohnraum für Pflegekräfte bereitstellen. Eine weitere Idee ist ein Versorgungs-Mix, bei dem zusätzliche Unterstützung verpflichtend wird, wenn eine einzige Kraft den Pflegeaufwand nicht bewältigen kann.