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14. September 2023 | 07:00 Uhr
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Pflege gehört in den Deutschland-Pakt

Zwei der großen Interessenvertretungen der Pflege appellieren erneut an alle Seiten der Politik, sich endlich um die Krise der Pflegeeinrichtungen zu kümmern. Das Thema Pflege gehöre in den Deutschland-Pakt, so die Ruhrgebietskonferenz-Pflege. Und der Arbeitgeberverband Pflege fordert alle Parteien des Bundestags auf, die Altenpflege-Krise nicht weiter zu ignorieren.

Bundestag Plenarsaal Foto Hans-Günther Oed.jpg

Regierung und Opposition bilden ein beschämendes Schweigekartell, wenn es um die Pflege geht, schimpft der Arbeitgeberverband Pflege

In den letzten Jahren ist viel über die Pflegekrise in Deutschland diskutiert worden. Die Forderung nach höheren Löhnen für Pflegekräfte war dabei immer wieder im Mittelpunkt. Doch die aktuelle Situation zeigt: Auch wenn es am Ende immer wieder um die Finanzen geht, reicht mehr Geld allein nicht aus, um die Pflege attraktiver zu machen. 

Das ist zumindest die Sichtweise von Ulrich Christofczik, Vorstand der Evangelischen Dienste Duisburg und Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege: "Es ist gut, dass Pflegekräfte jetzt mehr verdienen, aber um die Attraktivität zu verbessern, braucht Deutschland einen neuen gesellschaftlichen Umgang mit der Pflege und eine grundlegende Neuausrichtung der Pflegepolitik."

Thomas Eisenreich, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege, schlägt einen radikalen Systemwechsel vor. Er fordert die Einführung eines persönlichen Pflege- und Betreuungsbudgets, das nicht aus einem unübersichtlichen Kostenträger-Mix gespeist wird. Damit könnten Pflegebedürftige selbst entscheiden, wie sie ihr Geld einsetzen möchten.

Mehr Geld alleine macht die Pflege nicht attraktiver

Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen und Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz-Pflege sieht das Problem vor allem in der unzureichenden Finanzierung der Pflege: "Wir sehen trotz besserer Bezahlung keinerlei Zuwachs bei den Bewerberzahlen. Der einzig feststellbare Effekt ist eine Kostensteigerung, die aktuell ausschließlich von den Betroffenen und den Trägern der Sozialhilfe gestemmt werden muss."

Roland Weigel, Koordinator der Ruhrgebietskonferenz-Pflege, fordert daher eine "Zeitwende" für die Pflege: "Auch wenn Geld letztendlich nicht pflegt, brauchen wir eine große finanzielle Kraftanstrengung, um mittel und langfristig die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Langzeitpflege attraktiver zu machen." Weigel macht deutlich: "Pflege gehört in den Deutschland-Pakt."

Arbeitgeberverband sieht in Berlin ein Kartell des Schweigens

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) appelliert an Regierungs- und Oppositionsfraktionen, sich endlich um die Krise der Pflegeeinrichtungen zu kümmern. AGVP-Präsident Thomas Greiner kritisiert: "Wenn der Bundesgesundheitsminister von einem konsolidierten Gesundheitshaushalt spricht, offenbart das seine Ignoranz angesichts der brisanten Situation der Altenpflege. Die Pflegeversicherung blutet aus und der Haushalt fügt ihr eine weitere klaffende Wunde zu."

In gewohnt markigen Worten spricht der AGVP vom Pflegenotstand, denn ohne wirtschaftlich gesunde Heime und ambulante Dienste drohe der Versorgungskollaps: "Wegen der dramatischen wirtschaftlichen Situation der Pflegeheime und -dienste bleiben immer mehr Pflegebedürftige unversorgt, auch die Not der Angehörigen wächst. Das ist die Realität, aber dazu verlieren Regierung wie Opposition im Parlament kein Wort. Dieses Schweigekartell ist beschämend."

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