Häufige Fehler im Umgang mit ausländischen Pflegekräften
Wie wichtig Integration und Onboarding ausländischer Mitarbeiter ist, zeigt sich schon daran, dass sich immer mehr Berater darauf spezialisieren. Aber nicht jede Einrichtungsleitung hat augenblicklich den Kopf frei, intensiv in diese Themen einzusteigen. Es empfiehlt sich aber, zumindest das Notwendigste im Blick zu behalten: die Erwartungen der Neuen und die Teamdynamik. Sollten ausländische Kollegen etwa wie Handlanger behandelt werden, heißt es: einschreiten.
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Pflegekräfte treffen Ursula Kriesten in der Aus- ,Fort- und Weiterbildung. Sie sind dann nicht an ihrem Arbeitsplatz und fühlen sich freier im Gespräch. Zurzeit hört die gelernte Krankenschwester und Sozialpädagogin von vielen ausländischen Pflegekräften vor allem eine Klage: Sie würden “immer nur geschickt“, wie sie es ausdrücken. Damit meinen sie, dass sie häppchenweise Aufträge in den Bewohnerzimmern zu erledigen bekommen, während die Auftraggeber vor dem PC sitzen und Administratives erledigen. "Sie werden offenbar über den Pflegeprozess nicht gut informiert und eher wie eine Assistenzkraft angesehen“, sagt Kriesten.
Dabei sind die meisten ausländischen Pflegefachkräfte gut ausgebildet, nicht wenige haben über ein Bachelorstudium Eingang in den Beruf gefunden. Wenn sie nun fachlich kaum integriert werden, ist das für diejenigen, die in der Altenpflege arbeiten, besonders bitter. Denn die Aufgaben, die ihnen zugeteilt werden, gehören in ihrem Heimatland meistens nicht zum Berufsprofil. Dort übernehmen Familienangehörige die Körperpflege und Tätigkeiten wie Nahrung und Getränke reichen.
Bitte erklären: Warum gibt es Deutschland eine Altenpflege?
“Das ist ein weitere wichtiger Punkt: Es ist wichtig, den ausländischen Pflegekräfte vorab zu erklären, wie Pflege und Versorgung hier funktionieren. Man muss sich doch nur vor Augen halten, dass es in den meisten Ländern dieser Welt keine professionelle Altenpflege gibt“, sagt Kriesten. Genauso wichtig ist es, den hiesigen Pflegekräften die pflegerisch-soziologischen Hintergründe ihrer neuen Kollegen zu erläutern.
Es erstaunt also nicht, dass sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass Integrationsschulungen für beide Seiten sinnvoll sind. Gerade in Betrieben mit geringer Fluktuation können sich manche Mitarbeiter gar nicht mehr vorstellen, was es heißt, sich an einem Arbeitsplatz neu einzufinden. Und wer seit Jahrzehnten keine Fremdsprache mehr gesprochen hat, zeigt eher wenig Verständnis, wenn sein Gegenüber sich nicht nahezu fehlerfrei ausdrückt.
Ein dringender Wunsch: Sprachliche Fortschritte loben!
Das ist übrigens eine weitere deprimierende Erfahrung, die ausländische Pflegekräfte machen: “Sprachliche Fortschritte werden von den Kollegen viel zu wenig wertgeschätzt. Die denken oft, mit Sprachniveau B2 müsste ihr Gegenüber fließend Deutsch sprechen können, aber das gelingt so richtig ja erst, wenn man es längere Zeit im Alltag spricht“, sagt Kriesten.
Doch was können Heime und Pflegedienste unternehmen, damit ausländische Pflegekräfte sich willkommen fühlen? Integrationskurse für beide Seiten ist eine Sache, genauso wichtig, oder fast noch wichtiger ist, dass ausländische Pflegekräfte einen ständigen Ansprechpartner haben – ob es nun um Heimweh geht, Ärger mit Kollegen oder Problemen bei der Anerkennung. Das müsste jemand sein, der diese Aufgabe hauptamtlich wahrnimmt, sich mit Fragen der Integration gut auskennt.
Integrationsmanagement kostengünstig organisieren
Kleine Einrichtungen werden aber kaum in der Lage sein, einen solchen Integrationsbeauftragten einzustellen. Was aber nicht bedeutet, dass sie auf ihn verzichten müssen. Kriesten rät Einrichtungen dazu, sich zusammenzutun und eine Stelle gemeinsam zu finanzieren. “Dann sind die Kosten überschaubar – und das was dann an Kosten anfällt, ist immer noch günstiger, als der Schaden, der leicht entsteht, wenn man einfach alles laufen lässt.“
Kirsten Gaede