Tägliche News für das Management von Pflege und Wohnen im Alter

5. Februar 2025 | 22:00 Uhr
Teilen
Mailen

So überstehen Azubis das verflixte zweite Ausbildungsjahr

Für Auszubildende ist das zweite Ausbildungsjahr hart: Sie verlassen die Arbeitsumgebung, in die sie sich ein Jahr eingelebt haben, und betreten unbekanntes Terrain: das Krankenhaus. Hier kennen die jungen Pflegeschüler weder Kollegen, noch Tätigkeiten und Abläufe. Dazu kommt ein Team, das enttäuscht ist, dass ein Schüler im zweiten Jahr noch so unselbstständig ist. So entsteht schnell Frust. Doch die Ausbildungsträger können einiges unternehmen, damit der Azubi nicht abbricht.

Der Umgang mit Infusionen ist Auszubildenden meistens fremd, wenn sie nach einem Jahr in der Altenpflege ins Krankenhaus kommen   

Das ist etwas, das Auszubildende vor Einführung der generalistischen Ausbildung 2020 nicht gekannt haben: Im zweiten Jahr plötzlich fremd zu sein, mehr oder weniger komplett neu anfangen zu müssen. Die Auszubildenden der Generalistik verbringen das gesamte erste Jahr in der Altenpflege bei ihrem Ausbildungsträger. Kommen sie dann ins Krankenhaus, erleben sie vielleicht zum ersten Mal, wie eine Infusion angehängt, ein zentraler Venenkatheter versorgt wird. Sie tauchen im zweiten Jahr also in eine völlig neue Welt ein. 

Das bedeutet: Die Teams im Krankenhaus können eigentlich nicht mehr so viel verlangen. Doch es passiert trotzdem. Sie sind noch die Azubis gewohnt, die vor 2020 angefangen haben – und die waren eben geschickter. Gar keine Frage: Die hatten auch ein Jahr Zeit, zu üben.  

Das Wichtigste: Die Azubis regelmäßig an ihrem fremden Einsatzort besuchen

Es hilft sehr, wenn den Stationsleitungen die veränderten Voraussetzungen bewusst sind. Ein Besuch der Praxisanleiterin aus der Altenpflegeeinrichtung in der Klinik kann die Situation für die Azubis möglicherweise entkrampfen: Sie kann erklären, welche Tätigkeiten den Schülern aus der Altenpflege bekannt sind und welche nicht. Ein Hinweis darauf, dass es den Azubis aus der Krankenpflege vermutlich nicht anders geht, kann nicht schaden. Auch sie werden beispielsweise im Umgang mit Demenzkranken noch zu den klassischen Fehlern neigen: Ungeduld, Defizitkonfrontation etc.

Das Wichtigste aber ist: den Kontakt zu den Azubis zu halten. "Ich kann nur raten, die Auszubildenden im zweiten Jahr so oft wie möglich an ihrem fremden Einsatzort zu besuchen. Es lohnt sich den Kontakt aufrechtzuerhalten und Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln", sagt Pflegepädagogin Jaqueline Stiehl, die eines der ersten Lehrbücher, "Prüfungsvorbereitung in der Pflege", zur generalistischen Pflege geschrieben hat. 

Und dann steht auch noch die Zwischenprüfung bevor... 

Was im zweiten Jahr noch hinzukommt, das sind die hohen Anforderungen der Generalistik, die jetzt, vor der Zwischenprüfung, anziehen. Es geht um exemplarisches Lernen und Fokussierung auf typische Lernsituationen. "Denn am Ende der Ausbildung sollen die Auszubildenden handlungskompetent sein. Theoretisch soll man sich das meiste selbst erarbeiten. Aber in der Praxis erleben Azubis dann oft, dass man sie im Grunde als überflüssig und störend empfindet, wenn sie nicht gerade wie eine Fachkraft arbeiten", sagt Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Ursula Kriesten. "Viele Auszubildende sagen: Keiner hat Zeit für einen, wir sind die Lückenbüßer. Das hat nichts mit Ausbildung zu tun."

Kriesten appelliert an die Ausbildungsbetriebe, den Kontakt zu den Schülern in jedem Fall zu halten, auch wenn die Zeit dafür zu fehlen scheint. Darauf zu vertrauen, dass die Pflegeschüler sich schon melden werden, wenn ihnen die nicht mehr gefällt, ist keine Alternative. Kriesten: "Ich höre häufig, dass die Schulen erst Wochen später davon erfahren, dass ein Auszubildender abgebrochen hat." 

Kirsten Gaede

Newsletter kostenlos bestellen

Ja, ich möchte den Newsletter täglich lesen. Ich erhalte ihn kostenfrei und kann der Bestellung jederzeit formlos widersprechen. Meine E-Mail-Adresse wird ausschließlich zum Versand des Newsletters und zur Erfolgsmessung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Damit bin ich einverstanden und akzeptiere die Datenschutzerklärung.