Kassen warnen vor baldigem Kollaps der Pflegeversicherung
Die Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung könne bei wachsendem Bedarf schon ab 2025 nicht mehr gewährleistet werden, warnt Gernot Kiefer (Foto), stellvertretender Vorsitzender des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Ausgaben der Pflegeversicherung seien 2023 auf 56 Milliarden Euro gestiegen, binnen fünf Jahren entspreche das einem Plus um 50 Prozent.
Die politischen Reaktionen auf die Finanznot seien immer nur kurzfristiger Art. "Aber das System wackelt insgesamt", sagt Kiefer in der Neuen Osnabrücker Zeitung (Abo). "Wenn die Pflegeversicherung auch in den Jahren 2025 bis 2040 funktionieren soll, muss das System jetzt reformiert werden", fordert Kiefer. "Das kann die Regierung aus meiner Sicht aber alleine gar nicht machen, das muss aus der Breite der Gesellschaft heraus getragen werden. Sonst haben wir nur Flickschustereien."
Es gebe viele Vorschläge, wie man das System reformieren könne, von der Vollkaskoversicherung bis zu mehr privater Vorsorge. "Aber diese Ideen müssen in eine breite Diskussion. Deswegen fordere ich eine Enquete-Kommission, in der alle relevanten Gruppen vertreten sind."
Zustimmung kommt vom Arbeitgeberverband Pflege (AGVP). "Eine Enquete-Kommission kann man machen, die Altenpflege braucht eine Generalüberholung", sagt Verbandspräsident Thomas Greiner. Aber jetzt sei ein Notfallprogramm erforderlich. "Uns steht das Wasser jetzt schon bis zum Hals."