Extreme Unzufriedenheit mit der Pflegeversicherung
In der Bevölkerung ist die Unzufriedenheit mit der Pflegeversicherung groß: Gut 80 Prozent finden es ungerecht, nach langjähriger Einzahlung nicht ausreichend abgesichert zu sein. 72 Prozent sehen die Finanzierung nicht als gesichert an, gut 70 Prozent wünschen sich ein vereinfachtes Leistungssystem. Das ist das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit mit rund 4.400 Teilnehmer zwischen 16 und 75 Jahren.
iStock/pawopa3336
Viele Bürger fragen sich, ob sie in ihrer Region gute Unterstützung erhalten, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind
Knapp zwei Drittel der Bevölkerung bewerten die Versorgung als nicht oder gar nicht gut. 46 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung innerhalb der nächsten zehn Jahre. Fast 90 Prozent der Befragten fordern, dass die Pflege in Deutschland "für alle bezahlbar" werden müsse. Für 73 Prozent ist die Deckelung der Pflegeheimplatzkosten wichtig, während 71 Prozent sich eine Vereinfachung des Leistungssystems wünschen.
70 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen als drängendstes Problem die hohen Kosten für Pflegebedürftige und ihre Familien bei stationärer Pflege. Es folgen mit 68 Prozent der Personalmangel und fehlende Pflegekräfte. 64 Prozent sehen eine nachhaltige Finanzierung des gesamten Pflegesystems als besonders dringlich an. Ebenso viele Befragte bezweifeln, im Falle einer Pflegebedürftigkeit in ihrer Region eine gute qualitative Unterstützung zu erhalten.
Knapp die Hälfte meint, Vermögende sollten mehr in die Pflegeversicherung einzahlen
56 Prozent finden, es sollten staatliche Zuschüsse oder Steuermittel eingesetzt werden, um die Absicherung von Pflegebedürftigen sicherzustellen. 47 Prozent halten eine Beitragserhöhung für vermögende oder gutverdienende Menschen für den richtigen Weg. Fast ebenso viele (46%) finden, Vermögende sollten im Pflegefall stärker an den Pflegekosten beteiligt werden.
Allerdings spricht sich die Mehrheit in puncto Heimkosten klar für Vermögensschutz aus: Den Einsatz des eigenen Vermögens, um Kosten für stationäre Pflege zu decken, halten nur 27 Prozent für richtig. Fast zwei Drittel sind dagegen, das eigene Haus im Bedarfsfall verkaufen zu müssen. Von einer verpflichtenden Pflegezusatzversicherung halten nur die wenigsten (21%) etwas.
Es gibt inzwischen viele Umfragen, die die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Pflegeversicherung ermitteln. Erst kürzlich hat das "Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung" das Forsa-Institut mit einer Befragung beauftragt – mit einem ähnlichen Ergebnis: 65 Prozent der Teilnehmer bevorzugten eine Reform, die alle Pflegekosten abdeckt.
Kirsten Gaede