"Wir müssen weg von diesem Bürokratiemonster"
Beim Pflegenotstand steht sich Deutschland selbst im Weg. Davon ist Kaspar Pfister (Foto), Chef von Benevit mit 48 Einrichtungen, überzeugt. "Immer mehr Bürokratie, immer mehr Kontrollen, immer mehr Vorgaben", sagt er in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Und diese "Misstrauenskultur" breite sich immer weiter aus. Mit seinem "Stambulant"-Modell bekomme er viel Applaus, doch es drohe am politischen Willen zu scheitern.
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Stambulant bedeutet eine Kombination von stationärer und ambulanter Pflege. "Es handelt sich also um ein Heim, das ambulant organisiert und abgerechnet wird", erläutert Pfister sein Konzept. "Wir haben eine Stammmannschaft für die Grundversorgung und klären dann mit den Angehörigen, was darüber hinaus noch benötigt wird." Die könnten dann entscheiden, ob sie diese Dinge selbst übernehmen wollen. "Etwa Wäsche waschen oder das Zimmer reinigen. Oder ob ein ambulanter Pflegedienst übernehmen soll", so Pfister im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Pfisters Modell spart Geld, steigert die Lebensqualität und Zufriedenheit der Bewohner, die in einer Hausgemeinschaft zusammenleben und etwa beim Frühstück, Wäscheversorgung oder im Gemüsegarten mit anpacken können. Ein wissenschaftliches Gutachten belege, dass dies funktioniere, so Pfister. Doch bei der Anerkennung als Regelleistung im Gesetz ist Pfister bislang gescheitert. Warum? "Wenn ich das wüsste", so Pfister.
Von Misstrauenskultur und Bürokratiemonster
Pfister kritisiert die sich immer mehr ausbreitende Misstrauenskultur. "Immer mehr Bürokratie, immer mehr Kontrollen, immer mehr Vorgaben", so Pfister in der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Der Gesetzgeber – vor allem auf Landesebene – geht in der Gestaltung des Heimrechts davon aus, dass alles, was nicht vorgeschrieben und geregelt ist, falsch gemacht wird."
Die Politik traue den Heimen nicht zu, dass sie wüssten, wann wie viel und welches Personal erforderlich sei, um eine Versorgung zu sichern. Deswegen würden per Gesetz alle möglichen Quoten vorgegeben: Tagesdienstquote, Betreuungsschlüssel, Gerontofachkraftquote, Nachtdienstschlüssel und mehr. "Für 45 nachtaktive Bewohner reicht eine Fachkraft im Nachtdienst aus, wohingegen 50 festschlafende Bewohner bereits zwei Personen im Nachtdienste erfordern", nennt Pfister ein Beispiel. "Welcher bürokratische Irrsinn."
Seinen Blick auf die Pflege hat Pfister in seinem Buch "Die Pflegekatastrophe" aufgeschrieben, das im September im Ullstein-Verlag erschienen ist.
Thomas Hartung